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Januar 2021

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Mittwoch, 25. November 2009

mein rosenrecht

ende november, ein sanfter wind aus dem süden bringt frühlingshafte temperaturen in mein weinbergtal: fast zwanzig grad. eine makellose kuppel von himmlischem blau da draußen, wenn ich aus dem bürofenster schau. so lange es etwas so schönes gibt, darf ich doch eigentlich nicht traurig sein?!



es hilft nichts! der selbst gekaufte blütenwunderbusch auf dem balkon heitert mich längst nicht mehr auf. meine eigenen durchhalteparolen öden mich an: ich stecke mitten in der depression.

die einsamkeit frisst mich auf, und ich muss mich besinnen auf diesen winzigen funken in mir drin, der bisher noch immer allen meinen lebenskatastrophen ein schnippchen geschlagen hat.

ich ziehe mich tief in mich zurück und köchel auf kleiner flamme. herbst in der seele. die hat umgeschaltet auf notstromaggregat, ist nur noch mit überleben beschäftigt. nur meiner würde zuliebe funktioniere ich nach außen so gut es geht. ich wasche mir das gesicht und parliere gepflegte höflichkeiten.

alles, alles! alles was jetzt heilen hilft, hat recht!

ich tendiere leider dazu, ein schlechtes gewissen zu kriegen, wenn ich nicht perfekt funktionieren kann. deswegen muss ich mich in jeder krise aufs neue selbst ganz energisch darauf hinweisen, dass es mein gutes menschenrecht ist, mich immer wieder in mich zurückzuziehen, die quellen meiner kraft zu besuchen und dann gestärkt wieder in die welt zurückzukehren.

pause!
wie die rosen da draußen, die ich so sehr liebe – die blühen ja auch nicht pausenlos!

gestern habe ich die töpfe aneinandergeschoben und reiser dazwischengesteckt, damit sie nicht so frieren im zu erwartenden winter.

neulich mal, da fragte mich jemand
"wenn du eine blume wärest ..... welche?!"

da habe ich gar nicht lange überlegt,
eine rose bin auch ich, ohne zweifel!

keine passionsblume mit schlanken ranken,
die tagtäglich in mich beängstigender regelmäßigkeit
immer dieselben diffizil-perfekten blütenwunderwerke
verprasst und dabei lang und länger wird.

ich bin eine rose
und habe mein rosenrecht auf lange pausen,
in denen ich einfach nur ein stacheliger stock bin
mit nix dran
was zu bewundern wäre

unter 20 grad mach' ich sowieso nix
rühr' mich bloß nicht an!

dann brauche ich meine zeit
und pflege und geduld
winterschutz und läusepflaster

bis es wieder wärmer wird
und dann treibe ich aus, aber hallo!

blätter groß und grün und glänzend
zweige wehrhaft mit neuen stacheln, schick!
eine blüte nach der anderen
mit duft ohnegleichen
ein sonnenfeuerwerk!

wehe, es regnet kühle winde.
dann bin ich indigniert und kriege den rost.

trotzdem respektieren mich alle
so, wie ich bin.
ich kriege dünger wenn ich brauche
und keiner käme im winter auf die idee
ungeduldig an mir rumzuzerren

bloß weil ich nicht immer grün bin
wie der stinkende buxbaum nebenan.

mit rosenrecht
und guter pflege
blühe ich bis zum frost
wenn ich will.
irgendwie stachelig bin ich wohl immer.

es bleibt eine große unterschwellige sehnsucht
nach südlicher zuwendung.

ich bin eine frau
ich bin ein zyklisches wesen.

wie die rosen, wie der mond:
mal ganz, mal halb, mal gar nicht da.

im grunde geht es mir gut
solange ich mich selbst respektiere
so wie ich bin!


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