Achtung. Achtung. Achtung.
Wir sind umgezogen!

Januar 2021

Das Büro für besondere Maßnahmen ist ab sofort erreichbar auf mojour.de

Nach und nach werden alte Beiträge – ggf. aktualisiert und überarbeitet – dorthin umziehen. Bitte folgen ... :-)

Sonntag, 31. Januar 2010

working poor?

hatte ich neulich noch ganz zuversichtlich geschrieben, dass der lohn auf meiner neuen stelle am monatsende zumindest für die miete reichen würde, belehrt mich nun die realität eines besseren:



das monatsende ist da. das monatsgeld ist nicht da. ich kann also morgen, am nächsten monatsersten, meine miete – mal wieder – nicht bezahlen.

dass mein neuer lohn nicht besonders viel sein und kaum zum leben reichen würde, das war mir schon klar: ich hatte ausgerechnet, dass der nettolohn aus meiner 85%-stelle weit unter dem betrag liegen wird, den ich vor rund zehn jahren als arbeitslosengeld aus einer halben stelle erhalten hatte.

nun gut, es ist meine entscheidung, dass ich mich darauf eingelassen habe – denn es ist alles besser als arbeitslos oder prekär selbständig zu sein. ich habe es auch gut getroffen: ein eigenes büro, ausreichend geheizt, sehr humane arbeits- und regelmäßige freizeiten, freundliche gebildete menschen um mich herum. ich stehe nicht irgendwo an einem fließband, nicht in einer lauten zugigen fabrikhalle, ich muss nicht im akkord eklige schweinswurst in plastik verpacken und es gibt auch keinen widerlichen chef, der nach dem falschen rasierwasser stinkt und meint, ausgerechnet mir erklären zu müssen, wo‘s im leben lang geht. ich muss noch nicht einmal eine uniform tragen.

also kein grund zum jammern, im grunde.
aber wovon soll ich leben, wenn mir kein geld gezahlt wird? wie soll ich arbeiten, wenn ich mir nichts zum essen kaufen kann?

das arbeitslosenamt weigert sich vorläufig, mir auch nur einen weiteren cent zu zahlen. die schreiben mir – im demütigenden kasernenton, wie immer – dass sie in meiner angelegenheit keinen finger mehr rühren geschweige denn irgend etwas ausrechnen und erst recht kein geld bezahlen werden, bevor ich nicht abrechnung des arbeitgebers und kontoauszüge mit nachweis über zeitpunkt und höhe des geldeingangs vorgelegt habe. es gibt aber keinen geldeingang bislang. was soll ich also vorlegen? was bin ich auch so dumm, unbedingt arbeiten zu wollen!

der gehaltsabrechner von meiner arbeitgeberin heißt „landesamt für besoldung und versorgung“. ich erhalte von dort auch keinen lohn oder gar ein gehalt. nein. ich beziehe bezüge. wie beim bettwäschewechsel. es ist mir egal, wie sie es nennen. hauptsache, die bezahlung für die von mir geleistete arbeit wird korrekt berechnet und pünktlich ausgezahlt in deutschen euro. denn auch eine nichtsoldatin will gut besoldet und versorgt sein.

gerade das aber scheint das amt nicht als seine oberste pflicht anzusehen, sondern eher dafür zuständig zu sein, für das land geld zu sparen, indem es fällige zahlungen möglichst lange hinauszögert:

ich hatte alle papiere und anträge und formulare und eidesstattliche versicherungen etcpp rechtzeitig und vollständig abgegeben und eingereicht. ich war ganz brav, wirklich. obwohl mir der im schrecklichsten amtsdeutsch abgefasste papierkram sehr suspekt war. ich habe mich verbissen durchgebissen und war ohne einschränkung kooperativ.

dann kam die erste verdienstbescheinigung mit einem vorläufigen nettolohn, der weit unter meinem hartz4 geld lag – inklusive der aufforderung, doch gefälligst endlich meine lohnsteuerkarte einzureichen. ich verstand es nicht. die lohnsteuerkarte hatte ich mit allem anderen gleichzeitig abgegeben.

ich rief an bei frau landesverzögerungsamt. sie teilte mir mit, dass all meine schön sortierten papiere am posteingang erst einmal auseinander gerissen und in die einzelnen mehr oder weniger zuständigen landesbesorgungsamtsabteilungen verteilt werden. aha.

und die lohnsteuerkarte? die musste erst eingescannt werden, da gab es wohl einen stau am scanner, weil dort viel betrieb sei wegen der häufung neuer lohnsteuerkarten zum jahresanfang. jedenfalls habe sie selbige noch nicht erhalten aber da, in der ferne, ja das könnte sie sein …

aha. das schwäbische erbsenzähleramt verschlampt also meine unterlagen im scannerstau und dann wird natürlich mir unterstellt, dass ich dafür verantwortlich sei. *grmblfx*. nicht ärgern, kleine mo! in fast fünfzig jahren bundesrepublik deutschland hattest du zeit genug, zu lernen, dass ein deutsches amt keinen fehler macht, ja geradezu übermenschlich fehlerfrei ist!

ich fühle mich wie kafkas kleine schwester, verloren im großen grauen schloss. leere gänge, verschlossene türen. vergebliches warten. hin und her und auf und ab. niemand zuständig.

frau landesbesorgungsamt machte mir schließlich ein huldvolles angebot, das weit hinter ihren eigentlichen pflichten zurückblieb: mir des gehalt anhand der nun doch vorliegenden lohnsteuerkarte noch einmal neu zu berechnen und die mir zustehende differenz dann im nächsten monat mit auszuzahlen.

im nächsten monat?! aber gnädige frau! hartz4 ist schon zum leben zu wenig. aber ein arbeitslohn, der fast fünfzig prozent darunter liegt?! ich soll dem land ein zinsloses darlehen gewähren?! ich habe korrekt gearbeitet und erwarte dafür auch eine korrekte bezahlung!

sie hatte ein noch huldvolleres einsehen und bot mir an, den mir zustehenden differenzbetrag als abschlag noch vor monatsende zu überweisen. das war vor zehn tagen. ich habe auch eine schriftliche bestätigung erhalten. bloß das geld nicht.

die von mir angegebene bankverbindung habe ich ein halbes dutzend mal nachkontrolliert. aus angst, dass der fehler vielleicht doch bei mir liegen könnte. aber so oft ich auch die zahlen vergleiche: sie bleiben korrekt. der ausbleibende geldeingang ist nicht korrekt.

ist das die strafe dafür, dass ich gewagt habe, bei einem deutschen amt vorzusprechen und auf einen fehler hinzuweisen? neinneinnein, die meinen das nicht persönlich. deutsche ämter sind einfach so. ich muss acht geben, dass ich nicht zu allem anderen auch noch einen verfolgungswahn entwickle.

geld ist jedenfalls keins mehr da.
mein dispo ist weit überzogen, wie immer.
ich knirsche mit den zähnen vor wut und angst und verzweiflung.
was sage ich bloß meinem arroganten spießervermieter?
es schnürt mir die luft ab.
ich hoffe auf morgen.
oder übermorgen.
still halten. nicht aufregen.
tief durchatmen.
geduld haben.
jetzt bloß nicht rückfällig werden.
ich habe schon schlimmeres überstanden ...


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Sonntag, 24. Januar 2010

nachtwanderungen I

neulich habe ich von meinen inneren kindern erzählt. sie sind nicht immer so fröhlich wie an dem tag, als wir von der nominierung erfuhren. manchmal kommen sie raus, wenn sie befürchten, dass unangenehme erlebnisse von früher sich wiederholen könnten. dann kann es sogar passieren, dass sie mein leben in die hand nehmen und mich dinge tun lassen, die anderen völlig irrational erscheinen. ein beispiel:

Hauchzarte Keramik: Susann Babion, Freiburg

„komm und setz dich zu mir auf den schoß,“ sagte der mann meines herzens.
das klang verlockend.
ich setzte mich auf sein linkes knie und er legte einen arm um meinen rücken.
es war wacklig.
ich versuchte, es schön zu finden.
eine völlig neue situation. und dennoch uralt.
ich hätte es sehr gerne schön gefunden. es war nah.
die hand in meinem rücken war warm.
das war angenehm.
ich hätte mich gerne behaglich und geborgen gefühlt.
es blieb wacklig. nähe ist gefährlich.

plötzlich war ich zu zweit auf diesem knie.
das fünfjährige mädchen wurde wach. es hatte angst.
„müssen wir hier sitzen?“ flüsterte das fünfjährige mädchen.
„er hat uns dazu eingeladen.“
„ich will nicht beim oppa auf den knien sitzen müssen,“ flüsterte das fünfjährige mädchen.
„aber das ist nicht der opa. wir sitzen bei gb.“
„der oppa wollte aber auch immer, dass ich mich auf seinen schoß setze, und dann war das so komisch,“ flüstert das fünfjährige mädchen.
„aber das ist nicht der opa. wir sitzen auf gb‘s knie.“
„der oppa hat immer gesagt, er hat mich lieb. und dann musste ich mich auf seinen schoß setzen, und dann hat er so komische sachen gemacht, weil er mich lieb hatte,“ sagt das fünfjährige mädchen.
„der opa hatte dich nicht lieb. er hat das nur gesagt, damit du stillhältst. der opa hat dir sehr sehr weh getan. eigentlich hatte er nur sich selbst lieb. der opa ist schon lange tot. er kann dir nichts mehr tun. das hier, das ist nicht das knie vom opa. das ist der gb.
„hat der gb uns auch lieb?“ fragt das fünfjährige mädchen.
„das weiß ich nicht.“
„warum sitzen wir dann hier?“ fragt das fünfjährige mädchen und klettert von dem knie wieder runter.

dann nimmt sie mich an der hand und wir müssen gehen weil sie sagt, sie hält es nicht eine minute länger aus. der mann meines herzens mit den schönen händen, der von dem inneren dialog ja gar nix mitkriegt, wundert sich nur und hält mich für ferngesteuert. so eine kann man(n) doch nicht lieben, die einfach aufsteht und geht und nicht einmal selbst weiß warum. denn der dialog mit dem inneren kind, davon wußte ich in dem augenblick tatsächlich noch nichts. von ihren streichen erzählt mir die fünfjährige immer erst später. wenn überhaupt.


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Samstag, 16. Januar 2010

working class girl

diesmal habe ich euch lange warten lange warten lange warten lassen auf einen neuen text. und das, obwohl die abstimmung fürs bloggermädchen läuft und ich doch ‚eigentlich‘ produzieren müsste was das zeug hält, um einen guten eindruck zu machen.



ich konnte nicht. ich war eingeschneit und ausgeflogen. ich hatte keine kraft. geschweige denn muße für einen auch nur halbwegs kreativen text. in dieser woche war nix mit „regelmäßiger mittwochskolumne“. kann sein, dass ich meine kreativen wesensanteile dauerhaft auf das wochenende verschieben werde.

aber nun kommt‘s. der bericht nach den ersten zwei wochen „mo jour im selbstversuch als hochschulsekretärin“. „wie isses denn so?“, werde ich immer wieder gefragt in diesen tagen. so isses:

seit anfang des jahres stecke ich in einer fast vollzeit-stelle und bin mit entfremdeter arbeit beschäftigt. die umstellung zu meinem früheren – wenn auch hartzig, so doch – selbstbestimmten leben ist gewaltig. will sagen: ich verbringe einen großen teil meiner lebenszeit und energie darauf, dinge zu erledigen, die andere für wichtig halten, und das auch noch in deren rhythmus und tempo. ich teile das schicksal von vielen millionen menschen hier und sonstewo auf der welt. im grunde also nix besonderes. für mich aber ist es doch neu:

diese umstellung ist so gewaltig für mich, dass mir schier schwindlig wird. alles zerrt an mir herum, ich fühle mich wie in einer zentrifuge, finde überhaupt keine zeit mehr zum 'verarbeiten' von all dem neuen und schlafe fast gar nicht, weil mein kopf nicht zur ruhe kommt. ich bin müde, so müde, so dermaßen ‚außermir‘ - dass ich das gefühl habe, mich ständig in einem parallel-universum zu bewegen. das bin ich nicht. aber das bin ich doch! es fühlt sich alles so unecht an, so surreal.

obendrein habe ich noch allerlei „altlasten“ aus meinem vorigen leben. da das ‚ehrenhalber‘ fast nur aus erwachsenenbildung bestand, habe ich in diesem monat zusätzlich zum ‚dienst am land‘ (yess, ich bin jetzt teilzeit-bedienstet, samt eid und angemeldeter nebenbeschäftigung!) - fast jeden abend in der woche eine veranstaltung an der backe. kurse, gruppen, seminare. das kann und will ich jetzt nicht einfach absagen. was ich begonnen habe, möchte ich gut zu ende bringen.

diese abendgeschichten waren mir früher rettung aus isolation und dringend wichtiges mini-zubrot zum arbeitslosengeld. in der jetzt neuen situation aber empfinde ich sie wie eine last, die mir kräfte raubt, die ich gar nicht mehr habe.

die derzeitige witterung tut ein übriges und erleichtert mir die umstellung keineswegs. ich habe ja schon mal geschrieben, dass ich schnee nicht leiden kann. schnee macht mir angst und panik, raubt mir den atem. ich fühle mich beklemmt, kriege keine luft mehr. ich bin fast erstickt im schnee, früher mal, aber das ist es nicht allein. ich fühle schnee grausam und bedrohlich: schnatterkalt, grellhell, knallhart mit scharfen, gefährlichen eiskanten. schnee und eis rauben mir den boden unter den füßen, weil ich wie auf eiern laufen muss. sie rauben mir meine welt, weil nix mehr so aussieht wie es ist. ich verliere alle sicherheit. am liebsten würde ich mir den bauch mit tannennadeln vollschlagen, mich in den winterschlaf kuscheln unter dem gut geheizten kachelofen und erst dann wieder aufwachen müssen, wenn die temperaturen draußen konstant über 20 °C liegen.

es geht mir – körperlich, energetisch - also noch gar nicht so gut zur zeit. und doch gibt es auch ganz wunderbare neue aspekte: sehr schönes, warmes, von dem ich unbedingt noch berichten will jetzt:

ich bemerke sehr wohl, dass mir die neue arbeit auch kraft gibt. es ist, als sei ich aus gefühlten hundert jahren tiefschlaf der arbeitslosen einsamkeit erwacht – da ist es wohl kein wunder, wenn ich anfangs noch etwas benommen bin.

vielleicht ist es das größte verbrechen der neuzeit, menschen überhaupt arbeitslos werden zu lassen. die tatsache, dass so viele einzelne dann nicht mehr eingebunden sind in den kreislauf von kreation und rekreation, von produktion und reproduktion, dass es morgens keinen wirklichen grund mehr gibt, aufzustehen, dass man nur noch geld ausgeben kann, aber keines mehr verdienen darf – dass man obendrein noch gedemütigt und als schmarotzerIn beschimpft wird, der/die gar nicht arbeiten will – all das hinterlässt tiefe spuren und wunden im menschen und damit auch in der gesellschaft, die vielleicht nie wieder heilen werden.

ich jedenfalls genieße es sehr, wieder täglich mit einem freundlichen ‚guten morgen‘ begrüßt zu werden, und das gleich mehrfach! ich freue mich unendlich, wenn menschen mich anlächeln, sobald sie mich sehen, dass sie danke sagen, wenn ich eine aufgabe gut erledigt habe, dass neben allem fremdneuanstrengenden auch immer noch zeit ist für eine tasse tee und einen kurzen plausch mit kollegInnen, die mich auf jede nur erdenkliche art unterstützen. ich bin tief dankbar, dass ich wieder regelmäßig menschen um mich habe – mit all ihren verschiedenen, schönen und schrulligen eigenheiten, und dass am monatsende das geld zumindest für die miete reichen wird.

es fühlt sich alles sehr lebendig an!


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Mittwoch, 6. Januar 2010

übern berg: hinterm horizont geht‘s weiter!

so. die rauhnächte wären geschafft. ab sofort werden die tage nicht mehr nur „um einen hahnenschrei“ - also fast gar nicht - länger, sondern um mindestens zwei minuten täglich! das macht pro woche eine satte viertelstunde mehr tageslicht. es geht also rapide aufwärts. das neue jahr legt sich mächtig ins zeug!



ob hähne auch im winter krähen, weiß ich gar nicht. in meinem kleinen winzerdorf ist derzeit keiner zu hören. in ghana übrigens gibt es dazu ein sprichwort „auch die henne weiß, dass die sonne aufgeht, doch sie überlässt das krähen dem hahn".

was soll eine frau auch groß tun, wenn der mann tagtäglich mit großem getöse selbstverständlichkeiten verkündet und nicht nur so tut, als hätte er den sonnenaufgang selbst erfunden, sondern als fände dieser auch noch ausschließlich auf sein kommando hin statt?!

in ganz uralten zeiten hieß unser heutiger 'dreikönigstag', also der tag nach den zwölf dunkelsten nächten: „sternentag“. das hängt zusammen mit der wiedergeburt des lichts und der verehrung der sonnengöttin – die je nach land und region unterschiedliche namen hatte.

das fiel mir ein, als ich vorhin im radio hörte, dass weder die himmelsforscherInnen noch die katholischen männer und noch nicht einmal der papst selbst heute wissen, was das denn nun für ein besonderes licht gewesen sein könnte am himmel damals vor zweitausend jahren äpfelputz, das den drei sogenannten weisen männern aus dem morgenland den weg leuchtete zum christkindl sein aufenthaltsort.

weder ein komet noch eine supernova noch eine besonders hell leuchtende sternen- oder planetenkonstellation ist für die damalige zeit nachweisbar. meine vermutung ist also hier einmal mehr, dass die christlichen hähne mit lautem krähen die wintersonnenwende neu erfunden haben wollen und dabei alte frauenkulturbräuche mit neuem männerpersonal besetzten.

drei weise männer! pah - wenn ich das schon höre. allein die kombination von „weise“ und „männer“ ist doch pures christliches wunschdenken. „mann“ und „weise" - das sind unvereinbare gegensätze! dann bringen sie auch noch weihrauch, gold und mürre, völlig verpeilt. die waren doch nicht ganz knusper, die herren melchior und kaspar und balthasar.

derlei mitbringsel, mit denen sich männer gerne wichtig machen wollen, gehen doch voll vorbei an den bedürfnissen von mutter und kind zwei wochen nach der geburt! welch ein unfug! hätte die bibel mal besser drei weise frauen erfunden. die hätten ganz gewiss warme decken, jede menge lebensmittel und heilkräuter und feuerholz und falsche pässe mitgebracht für die bevorstehende flucht. außerdem wären sie nicht zwei wochen zu spät gekommen.

drei weise frauen aber konnte die bibel nicht erfinden, denn die gab es ja ursprünglich schon! allen voran die wunderbare frau holle, große weberin und bringerin der kinder. andernorts ist sie auch als berchta bekannt. das war sozusagen die urgroßmutter des nach ihr benannten knecht ruprecht. die weiße freya oder frigga als schutzherrin der mutterschaft wäre ebenfalls mit dabei gewesen. die veranstaltete ja sowieso in den zwölf längsten nächten ihre himmlische sturmfahrt. in babylon – also im nahen osten in der nähe vom christkind sein stall – war die weise göttin nanshe für das deuten von sternen, träumen und vorzeichen zuständig. die hätte den anderen den weg schon rechtzeitig erklärt ....

es war also von anfang an ein himmlisches weiberzechen rund um die jahreswende. kerle waren da nicht vorgesehen, die tauchten dann erst zum frühlingsanfang aus ihrem winterschlaf wieder auf, zwecks zeugung der himmlischen wiedergeburt. an dieser stelle hat's die lustfeindliche bibel dann auch mit den männern nicht gut gemeint und sie kurzerhand zu 'heiligen geistern' erklärt.

ich liebe die alten frauenmythen! mehr - und vor allem: fundierteres als ich das hier biete - über sonnengöttinnen aller kontinente gibt es zu lesen in dem gleichnamigen buch von silke gyadu. der reinste göttinnenkrimi. ich finde es soo wichtig, dass wir frauen große und starke identifikationsfiguren haben, die uns auch kosmisch einbinden. ich will mich nicht nur als minderwertige kopie aus einer überzähligen rippe empfinden müssen, wie uns der angeblich liebe gott das einreden will.

mir hat das schon als kleines mädchen sehr zu schaffen gemacht, wenn die erwachsenen mich glauben machen wollten, dass eva schuld gewesen sei am rauswurf aus dem sogenannten paradies. welch eine himmelschreiende ungerechtigkeit! was konnte denn eva dafür, dass adam nicht umgehen konnte mit seiner apfelallergie?

apropos apfelallergie: zeit für ein stück apfelkuchen mit schlagsahne - zu ehren der großen göttin, versteht sich. apfelkuchen ist mein zweitliebstes lieblingsobst. die große göttin gönnt mir mein paradies.

also lasst euch das neue jahr schmecken – und überlegt vorher gut, mit wem ihr eure äpfel teilen wollt!


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Samstag, 2. Januar 2010

mo can do it!

zwanzigzehn fängt wirklich heiter an! da flattert gleich zu jahresbeginn eine nominierung in mein büro für besondere maßnahmen: bloggermädchen 2009 steht drauf!




wer hätte das gedacht, dass ich in meinen fortgeschrittenen matronenjahren noch mal als mädchen betitelt werde? mein inneres kind hüpft vor freude. es ist ein mädchen. was sonst?! sie ist ungefähr fünf, und sie ist hier an vielen texten beteiligt.

die fünfjährige ist nicht mein einziges inneres kind, aber sie ist die kreativste von allen, die umgänglichste. jetzt gerade schmeißt sie sich wech vor lachen und gluckst und quietscht vor vergnügen.

insgesamt sind sie zu fünft oder sechst, meine inneren kinder. das ändert sich immer mal. sie leben in mir drin, in meiner seelenküche, einem imaginierten kellergewölbe. an der einen wand ist ein feuer, das nie ausgeht. es ist warm und hell. über dem feuer hängt immer ein topf mit heißer suppe.

in krisenzeiten mach' ich das auch in echt: dann koche ich uns allen einen großen topf hühnersuppe. das schmeckt gut, tröstet und hilft heilen.

mitten in meiner seelenküche steht ein prächtig blanker holztisch. darauf ein großer honigtopf, der niemals leer wird. drumherum sitzen die inneren kinder auf verschiedenen stühlen, bänken, hockern und sesseln. wenn sie denn mal still sitzen.

sie sind alle verschieden alt, aber sie werden nicht mehr älter. die fünfjährige ist immer fünf, der dreizehnjährige immer ein rotzfrecher, rebellischer bengel, und die sechzehnjährige immer ein launischer teenager. dann gibt es noch zwei babies. von denen weiß ich das alter nicht genau. sie sind eingepackt in windeln. die lasse ich lieber in ruhe.

alle meine inneren kinder sind in schweren krisenzeiten entstanden. sie sind alle sehr verletzt und sehr wütend und sehr sehr liebebedürftig. was den babies passiert ist, will ich gar nicht so genau wissen. ich habe eine ahnung. das reicht mir schon. die großen haben mir ihre geschichten erzählt. es wundert mich nicht, dass sie bisweilen tobsuchtsanfälle kriegen.

aber jetzt sind alle friedlich und vergnügt, die ganze rasselbande, und wollen mich gar nicht mehr gehen lassen. wir sitzen da im warmen, löffeln honig, grinsen und freuen uns löcher in den bauch, die wir dann wiederum mit honig stopfen. wir sind nominierte bloggermädchen! alle miteinander!

allein das prädikat „nominiert“ ist super! das ist wie bei den oscars: man braucht das goldene püppchen nicht wirklich. aber könntet ihr bitte trotzdem alle mal abstimmen gehen (für MO JOUR und für die anderen tollen bloggerinnen!) - und auch die gute nachricht verbreiten?

wir danken der mädchenmannschaft und allen unterstützerInnen – mit honigverschmiertem maul und klebrigen fingern!


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