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Januar 2021

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Nach und nach werden alte Beiträge – ggf. aktualisiert und überarbeitet – dorthin umziehen. Bitte folgen ... :-)

Sonntag, 30. Mai 2010

herablassung

… ist so ein wort, dass es offiziell fast nicht gibt. nicht einmal die wikipedia hat derzeit einen artikel dazu. wörter wie ehre und respekt hingegen sind der wikipedia durchaus bekannt.

rosenblüten: louise odier

herablassung aber ist scheinbar nicht gesellschaftsfähig, igitte! - wird auch selten ganz direkt in der öffentlichkeit praktiziert: passiert nicht offen, sondern als abwertung versteckt zwischen den zeilen, im zwischenmenschlichen subtext.

ich habe lange gebraucht, um herauszufinden, dass es – nicht nur, aber auch - herablassung ist, die mir meine derzeitige arbeitsstelle so unerträglich macht.

im bewerbungsgespräch bin ich damals unter anderem gefragt worden, wie das denn für mich wäre, wo ich doch für die stelle als sekretärin eindeutig überqualifiziert sei, dann auch eher „niedere“ arbeiten verrichten zu müssen wie fotokopieren und botengänge.

meine damalige antwort war, dass ich persönlich zwischen den einzelnen arbeiten keine hierarchie sehe, egal ob ich eigene texte schreibe, fremde texte abtippe, zur post laufe oder ein fax verschicke. die aufgaben sind andere – aber nicht besser oder schlechter, nicht mehr oder weniger wert. auch ich als mensch fühle mich nicht mehr oder weniger wert, wenn ich das eine oder das andere mache (dass die lohntabellen das anders sehen, steht auf einem anderen blatt).

ich habe das auch wirklich so gemeint, damals. seitdem ich den dalai lama interviewt habe, kann ich auch holz aufsammeln im wald. da fühle ich mich nicht schlecht mit. vorausgesetzt, das team stimmt.

genau das ist der punkt an meiner aktuellen arbeitsstelle: das team stimmt nicht. es gibt einfach keines. ich bediene ein konglomerat von wissenschaftlerInnen, von denen die meisten nur ihr eigenes fortkommen im sinn haben. die sekretärinnen sind daran zwar irgendwie beteiligt, werden aber nicht wertgeschätzt als wichtig für das ergebnis der eigenen arbeit. jedeR ist seine eigene diva.

die herablassung, die mir begegnet, ist vielfältig und meist subtil. und zwar so subtil, dass sie sich von mir zunächst unerkannt in meinen arbeitsalltag festgesetzt hat. ich hatte einfach nicht damit gerechnet, dass so etwas passieren könnte. nicht in einem umfeld, in dem ich gebildete, weltoffene menschen erwartete; nicht bei der elite der nation, die die ehrenwerte aufgabe hat, lehrerInnen für ganze generationen zukünftiger kinder auszubilden; die alle abitur haben, langzeitstudiert sind mit hochdekorierten abschlüssen und eigentlich vernetzt denken können sollten.

nein, es sind nicht alle gleich, und ich will hier auch nicht alle über einen kamm scheren. ich begegne dort auch menschen, die ich inzwischen sehr sehr gerne mag. solche, die sich neben dem pädagogentum noch ein mensch-sein bewahrt haben.

beispiele für herablassende behandlung im alltag passieren mir dort viele, aber sehr subtil. ich kann das dann oft gar nicht richtig einordnen. spüre nur, dass ich mich immer schlechter, immer kleiner, immer wertloser fühle und weiß gar nicht so genau, woher das eigentlich kommt.

in der vergangenen woche bin ich dem auf die schliche gekommen. viel zu oft höre ich einen respektlosen, abwertenden und diskriminierenden unterton. unterm scheißgrinsefreundlichen deckmäntelchen: „ich prof(in) bin alles, du sekretärin bist nichts, hast keine ahnung weil du sowieso zu dumm bist und hast es deswegen auch nicht weiter gebracht im leben als bis auf diese schlecht bezahlte unqualifizierte hausfrauenstelle.“ das wird natürlich niemals offen ausgesprochen – ist aber doch immer wieder deutlich herauszuhören. herablassung eben. kastendenken.

es gibt da vor allem eine professorin, die sich gerne von vorn bis hinten bedienen lässt, die mich mit vorliebe durch die gegend kommandiert „springen sie da mal kurz rüber“, mich „mal eben schnell“ hin und her zitiert, mir zig-seitenweise unleserlich hingeschmierte bleistiftkritzeleien zum abtippen hinwirft (eine zumutung, das sagen alle ….) und immer alles sofort und unter großem zeitdruck erledigt haben will. wehe man wagt widerworte, dass möglicherweise noch tausend andere dinge vorher zu tun seien. oder dass gar keine kapazitäten mehr frei sind, weil man gerade noch zwei abwesende kolleginnen vertreten muss und 200 prozent arbeitsauslastung mit einer halben stelle einfach nicht zu schaffen sind.

ich hatte mir also erlaubt zu erwähnen, dass andere aufgaben vorrang haben, ich das gewünschte nicht am selben tag noch (zwanzig minuten vor feierabend!) abarbeiten könne und dass ich im übrigen nicht ihre privatsekretärin sein. da legte sie los und fauchte mich an, dass ich nur eine sekretärin sei wie alle anderen auch, dass ich das gefälligst alles zu erledigen hätte, weil es zu meinen ureigensten aufgaben gehöre.

als gnädige frau professorin von gottes gnaden ließ sie so ihre reaktionäre und diskriminierende gesinnung durchblicken, nicht zum ersten mal übrigens. so fassungslos war ich da, dass ich ihr ins gesicht sagte „sie behandeln mich wie eine dienstmagd. das verbitte ich mir.“

die kollegin, der ich später davon erzählte, fand mich mutig. ich fand mich eher wütend und bin es noch.

eine andere professorin, für die ich neulich in sehr langwieriger kleinarbeit viele buchseiten schön leserlich gescanned und zu pdfs gebastelt habe, beschwerte sich anschließend bei mir darüber, dass die pdf mit knapp 2MB doch viel zu groß seien. ich schluckte und gab zu, dass ich nicht wüßte, wie es kleiner ginge. tags drauf kam sie wieder in mein büro, sie habe sich nun bei ihrem mann erkundigt, der sei it-fachmann und habe ihr bestätigt, dass die pdf-dateien für den inhalt von der größe her völlig angemessen seien.

aha. unterschwellige botschaft: „du „sekretärin“ weißt gar nichts (sekretärin arbeitet erst seit 1985 mit computern, aber das interessiert professorin nicht). was du sagst und machst ist nicht der rede wert. erst wenn mein mir angetrauter „it-fachmann“ (der ist ja auch ein mann!) dasselbe macht und bestätigt, ist es in ordnung.“

soweit zur herablassung und zu meinem fazit: wenn ich meine arbeit (und damit mich) als so abgewertet wahrgenommen und gespiegelt kriege, dann kann ich meinem persönlichen anspruch, alle aufgaben als „nicht hierarchisch“ anzusehen, nur schwer gerecht werden. dazu habe ich nicht genug kraft im herzen. ich brauche die unterstützung der anderen, die das ähnlich sehen wie ich.

„hüte dich vor einem entschluss, zu dem du nicht lächeln kannst.“

das mache ich beim nächsten mal besser: als ich den vertrag verlängerte, habe ich geseufzt, die zähne zusammengebissen und die stirn gerunzelt. jetzt habe ich noch acht wochen giftgrün-deutschgraues-pädagogen-paralleluniversum vor mir. countdown läuft, und auch ich konzentriere mich nur noch auf mein eigenes "fortkommen".


ps.
der duft von louise odier hilft mir gerade, so manches rosiger zu sehen


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Samstag, 29. Mai 2010

new cat on the blog

katzen sind heutzutage auch nicht mehr das, was sie früher mal waren.

 katzebutz: äuglein

da komme ich gestern nach einer anstrengenden arbeitswoche nach hause und freue mich auf einen entspannten abend mit meiner schnurrenden schwiegerkatze – und was ist? einäuglein zwingt mich an den pc und maunzt, sie wolle jetzt auch so ein ding im internet. weil sie fernschnurren auf dauer zu anstrengend findet.

hapüüh! die katze darf das. und sie kriegt, was sie will. bitte, soll sie doch ein catlog schreiben!

tierische maßnahme gefällig? voilà! katzebutz erzählt


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Mittwoch, 26. Mai 2010

schwiegerkatze

kurze maßnahme no 12 ist eine neue mitbewohnerin, zeitweilig. einäuglein kommt von der anderen seite des großen flusses, aus dem nahen westen.


eine sehr geliebte freundin hat mir heute ihre katze gebracht. die gute geht fort, in die weite ferne nach osten. womöglich für länger. ich werde sie sehr vermissen. die freundin.

nun schauen einäuglein und ich, ob wir solange miteinander auskommen. während die gute freundin im fernen osten ist.

das sieht schon ganz gut aus. einäuglein frisst und trinkt, schlendert durch die wohnung und gähnt auf meinem sofa, als wäre es niemals anders gewesen.

es ist ganz wunderbar, ein schnurrendes wesen im haus zu haben. endlich ist dies wieder ein miezhaus! wenn die sehnsucht nach der guten freundin zu groß wird, dann fernschnurren wir im duett bis china.


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Montag, 24. Mai 2010

pfingstrosen

das ist das allerschönste im jahr! der erste echte rosenduft nach langer stockstacheliger winterpause. in diesem jahr hat die sonnenzitronengelbe rose friesia das rennen gemacht. so wie sie aussieht, so duftet sie auch: rosensonnig und leicht nach zitrone.

rose: friesia

darüber heute ein blauer himmel von fast unverschämt wolkenloser nacktheit! eigentlich sollte ich nicht traurig sein, so lange es etwas so schönes gibt.

ich bin aber doch traurig und weiß gar nicht, wo all diese tränen immer noch herkommen. seit tagen, wochen, monaten, jahren schon gibt es nicht einen einzigen tag, an dem ich nicht eine ziemlich lange zeit lang mit tränen im gesicht in irgendeiner ecke hocke und nicht weiß, wohin mit mir.

antidepressiva haben nicht geholfen. nicht pflanzliche und nicht chemische. ablenkung hilft manchmal, eine zeitlang. selbst (das ohnehin selten gewordene) reisen hilft nur noch bedingt. es ändert ja doch alles nichts, egal wie sehr ich mich auch anstrenge.

mein leben ist so eng, so ausweglos. ich hab‘s voll gegen die wand gefahren und weiß nicht, wie ich aus all dem jemals wieder rauskommen soll.

die einsamkeit ohne familie, ohne partnerschaft frisst mich auf; die finanziellen probleme rauben mir den schlaf; die verhasste arbeit lässt mir keine luft zum atmen und das leben in einem haus, in dem ich mich nicht willkommen fühle, macht mich vollends unfrei.

ich wage mich kaum aus der wohnung, wenn ich nicht unbedingt muss. selbst zu den rosenkübeln auf dem garagendach schleiche ich mich nur unter vorbehalt, weil ich der vermietersippe nicht begegnen mag.

zur arbeit fahre ich tapfer, vier mal die woche, weil ich beschlossen habe, das bis zum sommer dort durchzuhalten. auf halber stelle. ich funktioniere so gut es geht. auch wenn es mir schwer fällt, mich wie eine dienstmagd behandeln lassen zu müssen.

neulich mal sagte eine der professorinnen „ich verstehe nicht, dass MAN ihnen frei gibt, wenn hier so viel zu tun ist.“ die passende antwort „gnädige frau, ich habe einen arbeitsvertrag, der nur eine begrenzte wochenarbeitszeit vorsieht, und daran halte ich mich.“ fiel mir leider erst auf der treppe ein. ein treppenwitz eben.

dieselbe professorin hat es auch schon fertig gebracht, mir für das anfertigen von fotokopien und das senden eines faxes anerkennend den oberarm zu tätscheln. als ob ich ein pferd sei. dann wieder nennt sie am telefon nicht einmal ihren namen und rattert gleich los mit aufträgen. oder sie kommt grußlos in mein büro, knallt mir ihre sachen auf den tisch „das muss soundso“. dazu ein scheißfreundlich schleimiges grinsen von oben herab. keine widerrede!

ein professor schreibt in emails an entfernte kollegen mit cc an mich „darum kümmert sich meine sekretärin“. aha. ich bin also nicht institutsangestellte, sondern 'seine'. und ich erfahre cc, was ich zu tun habe, werde nicht einmal mehr persönlich damit beauftragt geschweige denn gefragt, ob ich das überhaupt machen kann. man(n) verfügt über mich. bin ich eine leibeigene?

sogar studierende scheinen davon auszugehen, dass hinter einer tür, auf deren schild steht „sekretärin“ alles mögliche sitzt, bloß kein mensch. sie halten sich weder an sprechzeiten noch an ein minimum an höflichkeit im zwischenmenschlichen umgang.

anklopfen funktioniert meist noch, aber ein „herein“ abwarten, das geht schon nicht mehr. erst recht nicht ein freundliches „guten morgen“. das ist wohl einfach zu viel verlangt.

ich bin die bürohure, die ständig allen für alles zur verfügung zu stehen hat. alles und jeder ist wichtiger als die arbeit, auf die ich mich eigentlich konzentrieren müsste – und die ewig lang dauert, weil ich ständig unterbrochen werde und mich dann erst mühsam wieder hineinfinden muss.

wenn ich einmal etwas nicht weiß, in diesem riesenbildungskonzern, dann wehe! „Es HAT Sie aber zu interessieren, ob ich meine Veranstaltung finde - ich zahle schließlich Studiengebühren!“ oder „Warum sind Sie hier überhaupt Sekretärin, wenn Sie noch nicht einmal Auskunft geben können?!“ sind studentische standardsprüche.

cholerische anfälle, wenn mal eine raumbuchung nicht funktioniert – ausgerechnet von dem dozenten, den ich wegen seiner penetranten rasierwasserwolke schon aus der ferne unerträglich finde.

bloß weil ich nett sein wollte, und weil ich so ein beklopptes verantwortungsgefühl habe und die kolleginnen nicht im stich lassen wollte, habe ich den vertrag verlängert bis zum ende des semesters. neun wochen noch. countdown läuft.

während andere ihre pfingsfeiertage genießen, hocke ich hier und schreibe ein ausführliches fax an das arbeitslosenamt mit der inständig demütigen bitte, bitte bitte mein ergänzendes arbeitslosengeld rechtzeitig vor dem monatsende neu zu berechnen, wo ich doch jetzt nur noch drei fünftel von dem verdiene, was vorher ohnehin zum leben nicht gereicht hat.

wieso habe ich mich eigentlich zu anfang dieses textes so sehr darüber gewundert, dass ich immer so abgrundtief traurig bin? es ist doch alles prekär wie eh und je, also her mit dem luxus! ich genieße die optisch schöne aussicht und den gelben rosenduft so gut es geht.


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Mittwoch, 19. Mai 2010

sandstrandsand-sammlung

in der kurzen maßnahme no 11 dreht sich alles um den mandelkern. oder wie auch immer dieses kleine fitzelchen im limbischen system meines gehirns heißt, wo durch düfte gefühle ausgelöst werden:



das ist quasi ein positiver trigger, der auch für das schreiben von lebendigen texten gilt: schreibe ich statt des allgemeinen wortes „rote blume“ das konkretere wort „duftende rote rose“ hier hin, dann wird in den gehirnen meiner geneigten leserInnen dasselbe hirnareal angeregt, als ob sie tatsächlich an einer rose schnuppern! genial, oder?!

leider gilt das anders herum auch für ‚gülle‘ – aber nur so lange, bis ich mir wieder in erinnerung rufe, dass ‚gül‘ das türkische wort für rose ist.

so trickse ich in meinem kleinen landleben mir das eine oder andere alltagsgraue bunt und lecker. das funktioniert nicht nur mit gerüchen, sondern auch mit anderen schönen erinnerungen.

meine schönsten erinnerungen habe ich in kleinen einweckgläsern konserviert - lange bevor irgendwer vom mandelkern genaueres wusste: von den stränden der letzten zwanzig jahre habe ich sandproben mitgebracht. die stehen etikettiert in reih und glied. ohne verfallsdatum. wenn ich mal fernweh habe, dann suche ich mir mein traumziel aus und streue davon eine prise in die mit meersalzwasser gefüllte badewanne.

das kribbelt so schön. und duftet nach ganz weit weg!


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Sonntag, 16. Mai 2010

unfug en gros & en détail III - die blaue glockenelfe

von den sonnenstrahlenkindern habe ich euch ja schon berichtet. aber hier in den weinbergen passieren noch ganz andere dinge: zur zeit habe ich etwas stress mit der blauen glockenelfe im blauglockenbaum vor dem südbalkon.

blauglockenbaum (paulownia tomentosa)

dabei ist das ein großes glück, dass die überhaupt da ist. denn blaue glockenelfen sind in unseren breitengraden noch seltener als die ohne­hin schon rare chinesische pawlonia, von dem ein großes exemplar im garten der vermieter steht.

der blauglockenblumenbaum, der so heißt wegen der großen blauen blütenstände im mai, wächst hier wie ein wunder. aus den schönen blauen blüten werden im sommer saftige grüne blauglocken­baum­nüsse, die dann im herbst an den zweigen trocknen und braun werden.

diese nüsse sind groß wie murmeln, innen fast hohl, und sie raschelklappern im wind. für diese ver­wandlung braucht der blauglocken­baum enorm viel kraft und wärme. beides kommt hier in den weinbergen von der sonne, aber auch aus dem vulkangesteinsboden. davon profitiert der blau­glocken­baum. und auch die kleine blaue glockenelfe.

blaue glockenelfen sind nämlich noch verfrorener als blauglockenbäume. unsere hier ist aus versehen mit dem samen­korn des baumes aus südchina herübergekommen.

ihr sagt, das geht nicht, dass die blaue glockenelfe im samenkorn des blau­glockenbaumes herübergekommen ist! ja wie denn sonst?!die blaue glockenelfe ist doch ganz ganz klitzeklein, nur wie ein streichholz so groß. und alle welt weiß, dass die blauen glockenelfen nachts am liebsten und immer in den samen-nüsschen des blauglockenbaumes schlafen, weil sie da so sanft hin und her geschaukelt werden.

unsere blaue glockenelfe, die war schon in ihrer heimat dafür bekannt, dass sie besonders gern und besonders viel in diesen schönen nussbettchen geschlafen hat. am liebsten jeden tag in einem anderen, wenn noch genügend da waren.

als die blauglockenbaumsamen zum versand verpackt wurden, hat die blaue glockenelfe das einfach verschlafen. der chinesische gärtner hatte keine ahnung, dass er da quasi einen blinden passagier geerntet hat. er wußte noch nicht einmal, dass es blaue glocken­elfen überhaupt gibt.da kann man mal wieder sehen, dass die menschen in china auch nicht viel klüger sind als wir hier.

tja. da war die blaue glockenelfe ganz allein. weil sie sich alleine etwas fürchtete, ist sie einfach in der nussschale liegen geblieben. sie ist auch geblieben, als aus dem blauglockenbaum­samenkorn erst ein kleines blauglocken­bäumchen wurde, das man samt elfe in die weinberge verpflanzte. und jetzt, wo aus dem kleinen blauglockenbäumchen ein großer starker blauglockenbaum geworden ist, da bleibt sie natürlich erst recht. denn blauglockenbaumnüsse gibt es nur am blau­glockenbaum. und wo sollte sie sonst schlafen?

weil die blaue glockenelfe hier ganz allein ist wie eine mutterseele ohne ihre gewohnte zahlreiche verwandt­schaft und weil sie immer ein bißchen friert in ihrem blauen glockenkleidchen, ist sie – besonders in diesem jahr, wo der winter so lang war - oft ein bißchen zickig vor lauter heimweh. im grunde aber ist sie genau so schön und gut und wunder­bar wie ihr wohnbaum.

es war natürlich eine riesige umstellung vom fernen china hierher nach germany südwest. aber blauglockenbaum bleibt blau­glocken­baum, und das ist die haupt­sache! so lange sie so lange sie will in ihren nüsschen schlafen kann, geht es der blauen glockenelfe gut und alles andere ist ihr piepegal. außer wenn sie geweckt wird. das kann sie schon mal gar nicht leiden!

nun ist es ja aber so, dass es da noch den dorfspecht gibt. der hat eine rote mütze auf dem kopf und kommt jeden morgen, um sein früh­stück aus dem blauglockenbaum herauszu­klopfen. meistens bringt er noch seinen kumpel mit. der kumpelspecht hat auch eine rote mütze auf dem kopf. dann klopfen sie zu zweit. so sind sie, die männer: jede menge lärm schon vor dem frühstück!

die blaue glockenelfe kann bei dem lärm natürlich nicht weiter schlafen und wird wach von dem ganzen spechts­geklopfe. dann ist sie sauer. aber wie! sie ist immer ganz indigniert, wenn sie schon vor dem wachwerden aufstehen muss!

ganz empört krabbelt sie dann aus ihrer schlafnuss und guckt sich kurz an, wer da so früh schon so laut klopft. sie nimmt die nuss, in der sie bis gerade eben noch geschlafen hat und schmeißt sie nach dem specht. oder nach dem kumpelspecht.

für uns menschen wäre das natürlich unvorstellbar, jeden morgen mit dem eigenen bett nach dem wecker zu schmeißen oder sonstewem. das ist aber nur des­wegen so, weil in jeder wohnung für jeden menschen immer nur ein bett steht. wenn man das morgens weg­schmeißt, hätte man ja für die nächste nacht keines mehr.

bei den blauen glockenelfen ist das anders. denn sie leben ja nicht in wohnun­gen, sondern immer nur auf blauglocken­bäumen. auf jedem blau­glocken­baum gibt es unzählige blau­glockenbaumsamen­nüsse. immer. die fallen nämlich im winter nicht ab wie die blätter, sondern sie bleiben hängen. damit die blauen glocken­elfen auch im sommer und sowieso immer darin schlafen können.

ganz egal zu welcher tages- oder jahres­zeit: wenn eine blaue glockenelfe müde wird, dann legt sie sich zum poofen direkt in die nächste nuss. so einfach kann das leben sein!

schlafnüsse gibt es für die blaue glocken­elfe also immer genug. des­wegen kann sie es sich auch leisten, ihre verschlafene nuss morgens gleich nach dem aufstehen mit karacho durch die gegend zu pfeffern.

den beiden spechten macht das übrigens gar nichts, denn sie haben ja rote mützen auf dem kopf. selbst wenn sie von so einer blauglockenbaum­nuss mal getroffen werden sollten: die roten mützen schützen sie vor dem gröbsten.

um ehrlich zu sein: die kleine blaue glockenelfe ist immer noch ziemlich nacht­blind, wenn sie so wachgeklopft ihr gute­nachtnüsschen durch die gegend schmeißt. deswegen hat sie auch den specht oder seinen kumpel noch nie getroffen.

leider passiert es immer öfter, dass ihre nuss aus versehen auf meinem balkon landet. wenn ich zufällig gerade die blumen gieße, muss ich mich schnell ducken. sonst landet die blauglockenbaumnuss an meinem kopf statt bei den spechten. das wäre mir sehr unangenehm. denn ich habe ja nicht so eine schützende rote mütze auf dem kopf wie die beiden spechtjungs.

einmal hätte die blaue glockenelfe mit ihrer wurfnuss fast die katze getroffen. obwohl die katze gar nicht geklopft hatte. meine katzen haben nie am frühen morgen an irgend­einem baum herum geklopft! niemals nicht. nirgendwo.

na ja.
jedenfalls liegen immer ziemlich viele samennüsse vom blauglockenbaum auf meinem balkon herum und unten im garten auch. was mit denen weiter passiert, das erzähle ich euch ein andermal. und auch, wie lustig das mit der blauen glockenelfe sein kann, wenn sie gute laune hat!


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Donnerstag, 13. Mai 2010

pusteblume

kurze maßnahme no. 10 – auch wenn es nur noch regnet: eine blümchengeschichte geht immer! was vor ein paar tagen noch sonnengelb leuchete (siehe meinen b-berg XX rechts oben), ist heute flauschig silbergrau – und kommt noch ein wind, dann ist es einfach weg!


so ist das im leben. zuerst sieht‘s aus wie purer sonnenschein, dann griesgrauer alltag und gleichzeitig ein lustiges kinderspiel. alles ist im wandel, und auch ich gehe weiter... heiter!


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Sonntag, 9. Mai 2010

tochter aus schlechtem hause

seit wochen, seit monaten schon: ich schleiche um dieses thema herum. es geht mir nicht gut damit. ständig dieser begriff, immer und überall, zu jeder tages- und nachtzeit. im fernsehen im radio in der zeitung im internet: diese wörter, und ich benutze sie hier und heute nur ein einziges mal: sexueller missbrauch. als ob es auch einen angemessenen sexuellen GEbrauch gäbe. wie bei tabletten oder alkohol oder nikotin. als ob die opfer von sexualisierter gewalt, von sexuellem machtmissbrauch auch ein genussmittel seien, wenn man(n) sie nur richtig zu gebrauchen weiß.



es kotzt mich an, und ich kotze zurück. es triggert. mir geht‘s beschissen. auch wenn irgendwo gute absichten dahinterstecken mögen, dass das thema zur zeit in allen medien so rasend präsent ist. gestern ist mixa abgetreten worden. endlich. ich hoffe, dass noch viele weitere folgen werden.

nicht nur kirchenväter. auch all die anderen väter, die leiblichen, die stiefväter, die großväter, die onkelväter. alle sollen sie zurücktreten, wenn sie jemals das menschenrecht auf sexuelle selbstbestimmung eines anderen menschen nicht respektiert haben. ich fordere einen kollektiven rücktritt. am vatertag, vielleicht?

das bild der täter ändert sich. in meiner kindheit und jugend war es angeblich der fremde im park, der nachts ahnungslose frauen und kinder überfiel und im dunkeln hinter die büsche zog. aktuell wird berichtet von vertrauenspersonen, die sich an ihren zöglingen vergehen.

mit den jetzigen aufklärungen rückt endlich - seit kurzem – der sexuelle machtmissbrauch innerhalb der familie und im bekanntenkreis mehr in den mittelpunkt. der ARD monitor  brachte es am 22. april 2010. das habe ich zufällig gesehen [leider ist die sendung in der mediathek der nicht mehr abrufbar].

es ging darin unter anderem um die beschränkung von therapiestunden für die betroffenen. die krankenkasse zahlt nämlich maximal achtzig. ich weiß das. eine frau sagte dazu im film: „das ist, als ob man zu einem nierenkranken patienten sagen würde: nach der achtzigsten dialyse ist endgültig schluss. jetzt muss deine kaputte niere aber auch mal wieder alleine klarkommen.“ danach war mir schlecht.

auf arte gab es dazu in der verganenen woche einen themenabend   – den anzusehen, habe ich mir nicht zugemutet.

als kleines mädchen bin ich immer gewarnt worden vor dem bösen fremden mann, der mit bonbons versucht, mich zu seinem kaninchenstall zu locken, um mir etwas kuscheliges zum streicheln zu zeigen. „geh‘ da auf keinen fall mit“ - das war mutters kategorischer imperativ, bevor sie mich allein auf den schulweg schickte. die mutter war so dumm. so blind.

es ist lange bekannte tatsache, dass die meisten sexuellen straftaten innerhalb des familiären umfelds 'passieren'. aber vorsicht: pfoten weg! tabu! darüber wird nicht gesprochen. der familiäre dreck wird brav unter den eigenen teppich gekehrt.

kaum eine frau, mit der ich jemals über dieses thema gesprochen habe (und es waren viele), hat es geschafft, in ihrem sexuellen selbstbestimmungsrecht unversehrt durch ihr bisheriges leben zu kommen.

die dunkelziffer ist groß. ich bin so eine: ich bin eine dunkelziffer.

mutters warnung ging in die falsche richtung, und sie kam zu spät. als es anfing, konnte ich weder laufen noch sprechen. ich strampelte und schrie um mein leben - das machte alles noch schlimmer: „ja schrei du nur, du bist sooo süß, wenn du wütend wirst“. es half nichts. ich wurde stumm.

es geschah immer wieder, ging über lange jahre, und der stiefvater des vaters starb, als ich fünfzehn war. der oppa war nicht der einzige. ich habe vieles abgespalten, um überleben zu können. heute weiß ich nicht, ob es richtig war, das alles in langen therapiestunden wieder hochzuholen.

als das kleine mädchen sprechen konnte, sagte es zur mutter: „du mama dem papa wächst eine zigarre aus dem bauch“. die mutter wollte nicht hören. „kind, do bess verdötsch. datt jitt et doch jar nit.“ natürlich. ich bin ja nicht richtig im kopf und wurde wieder stumm.

heute weiß man, dass jede zelle eines menschlichen körpers sich innerhalb von sieben jahren erneuert. es hat also nicht eine einzige meiner aktuellen körperzellen das alles jemals persönlich miterlebt. trotzdem werde ich diesen ekligen geschmack im mund einfach nicht mehr los.

mit anfang dreißig, als ich mich an einiges wieder erinnerte, berichtete ich der mutter davon. sie wollte alles nicht glauben und weinte bitterlich, weil sie so eine missratene tochter hat, die ihrer familie so schreckliche dinge vorwirft. da rief die schwester mich an und fauchte: „wie kannst du meiner mutter das antun?!“ ich ertrug es nicht, mich von der „familie“ ganz zu lösen und wurde wieder stumm.

vor knapp zwei jahren habe ich mit der mutter einen letzten versuch gestartet. sie schaltete einfach ihre hörgeräte ab: „wieso kommst du denn nach all den jahren immer noch mit den alten geschichten. das ist doch alles schon so lange her. ich weiß gar nicht, was du willst. wir haben dich doch eigentlich nicht verprügelt und satt zu essen hattest du auch immer.“

da habe ich es nicht mehr ausgehalten und den ohnehin spärlichen kontakt zur familie endgültig abgebrochen. damit habe ich nach außen deutlich gemacht, was ich mit dem herzen schon als kind gespürt habe: vater und mutter beschützen mich nicht. ich bin ein emotionales waisenkind.

heute ist muttertag. ich bin sehr traurig und sehr wütend. alles zugleich. ich hätte gerne eine frau in meinem leben gehabt, die die bezeichnung ‚mutter‘ verdient.


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Mittwoch, 5. Mai 2010

büro für besondere maßnahmen im außendienst

kurze maßnahme no. 9: mo jour schreibt fremd!
und zwar eine buchbesprechung bei begabung/blog

dass ich eine intelligenzbestie bin, habe ich ja neulich schon einmal erwähnt. dabei geht es um viel mehr als um einen besonders klugen kopf: hochbegabung mit einem iq jenseits der 130 ist ein vielschichtiges thema, das noch gar nicht lange beforscht wird. mehr iq – das bedeutet neben „schneller denken“ in den meisten fällen auch entsprechend mehr gefühl und entsprechend mehr wahrnehmung.


umso erleichterter war ich, zu diesem thema ein ganz wunderbares buch zu finden, das mir sehr dabei geholfen hat, mich selbst besser zu verstehen und auch einige meiner ‚marotten‘ besser annehmen und selbstbewusster damit umgehen zu können.

es ist das buch „Jenseits der Norm – hochbegabt und hoch sensibel?“ von Andrea Brackmann. „da muss ich unbedingt mal eine buchbesprechung machen“ - war einer meiner ersten gedanken dazu. der zweite war dann – typisch hochbegabter selbstzweifel und perfektionismus: „ach nee, das buch ist ja schon fünf jahre alt, da bin ich ja viel zu spät dran. es gibt schon rezensionen zu hauf und meine wird da nicht auch noch gebraucht!“

doch. wird sie! und zwar im begabung/blog von nathalie, wo sie seit heute nachzulesen ist.
geht doch mal rüber!


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Samstag, 1. Mai 2010

gedanken am tag der arbeit - eine hochschulsekretärin berichtet

sekretärin sein an einer hochschule in baden-württemberg, das ist für mich eine ganz ganz öde, inhaltsleere arbeit, bei der sehr viele qualitäten und kenntnisse vorausgesetzt werden - inklusive hellseherischer fähigkeiten.



von der struktur her ist die stelle so angelegt, dass man kaum jemals eine aufgabe konzentriert am stück erledigen und ‚abhaken‘ kann: es gestaltet sich als unendlich schwierig und langwieriges unterfangen, die für einen ablauf notwendigen informationen alle in akribischer detektivarbeit zusammenzutragen und geduldigst von den betreffenden einzuholen; darüber hinaus wird man ständig unterbrochen durch email, telefon oder publikum in der tür.

es wird eine ständige verfügbarkeit erwartet: ich bin dienerin für ein gutes dutzend verschiedener damen und herren sowie für ein paar hundert studierende. immer freundlich, immer aufmerksam, immer alles im blick und überblick, auf alles gefasst und auch für unvorhergesehenes kompetent. jedeR einzelne ist der meinung, dass ihre aufgaben und anfragen die allerwichtigsten sind und sofort – am besten vorgestern - erledigt werden müssen.

es gibt keinerlei erfolgserlebnisse, obwohl man den ganzen tag mit höchster konzentration beschäftigt ist und tausenderlei im kopf haben muss. ich weiß am abend nicht mehr, womit ich den tag eigentlich verbracht habe. außerdem muss ich so dermaßen viele dröge verwaltungsablaufdétails und deutschgraues vorschriftenchaos in meinen armen kopf hineinhämmern, dass mir ganz schwindlig und übel wird. ich verstopfe und lähme mein hirn tagsüber mit hohlem zeug – abends fühle ich mich ausgebrannt und leer!

die arbeit als „mädchen für alles und kindermädchen für alle“ macht mir keinerlei freude, ist langweilig und nervig. richtige pausen gibt es nicht, denn ein essen in der mensa schmeckt selten gut und findet in einer lärmenden, unruhigen atmosphäre statt, die überhaupt nicht erholsam ist. obendrein besteht eine mittagspause mit den kollegInnen meist in der verlagerung des arbeitsplatzes an einen anderen ort, weil wir dort arbeitsabläufe besprechen und für den arbeitsbetrieb wichtige informationen austauschen. trotzdem wird diese zeit natürlich als ‚pause‘ abgezogen, auch wenn ich erschöpfter an den arbeitsplatz zurückkehre, als ich vor dem essen ohnehin schon war.

es ist eine typische frauenstelle: ohne aussicht auf verbesserung und völlig perspektivlos, es werden umfangreiche qualifikationen und höchste einsatzbereitschaft abverlangt – bezahlt wird aber ein ‚tarif‘ der nur eine stufe höher liegt als der für eine ungelernte arbeitskraft. einige meiner kolleginnen dort sind examinierte lehrerinnen aus anderen (bundes-)ländern, die in BaWü nicht unterrichten dürfen. die meisten haben einen mehr oder weniger gut verdienenden (ehe-)mann, retten sich dort vor häuslicher langeweile und freuen sich über einen zuverdienst – müssen davon aber nicht ‚leben‘.

bei meinen 85% stellenumfang reicht das gehalt nicht einmal für meinen eigenen lebensunterhalt, so dass ich nebenher mich mit dem arbeitsamt um hartz4 streiten muss, damit mein verdienst aufs existenzminimum aufgestockt wird, weil ich sonst meine miete nicht pünktlich und regelmäßig zahlen kann. derzeit erhalte ich vom amt monatlich etwa 180 euro „aufstockendes arbeitslosengeld II“.

all das stresst mich dermaßen, dass meine freizeit nicht mehr ausreicht, um mich zu regenerieren. ich schlafe fast nicht mehr, habe u.a. alpträume, chronische kopfschmerzen und tinnitus. ich lebe mit einem ständigen emotionalen und stressbedingten „jetlag“: schon wenn ich aufstehe ist mir übel vor angst und ekel, ich fahre heulend zur arbeit und nach dienstschluss reicht meine contenance – wenn es gut geht – gerade bis ins auto, wo ich erst mal sitze, mich irgendwie beruhigen muss und ganz lange nicht losfahren kann. an schlechteren tagen reicht meine fassade nicht einmal bis zur stechuhr.

erst recht nicht reicht meine kraft dafür aus, (wie vom amt erwartet) nebenher weiteres geld zu verdienen, um finanziell unabhängig zu sein. ich bin ja schon froh, wenn ich nur meinen eigenen haushalt einigermaßen gedingelt kriege. nicht einmal für ausgleichende freizeitaktivitäten habe ich kraft oder kapazitäten (vom geld dafür ganz zu schweigen).

über all das hatte ich ja vor kurzem schon einmal hier berichtet. danach habe ich mit vielen menschen lange, unterstützende gespräche geführt, die dann zu einer entscheidung führten, die mir wirklich nicht leicht gefallen ist:

aus all den genannten gründen bin ich nicht bereit und auch gesundheitlich gar nicht in der lage, meine stelle auf dem kontingent von 85% weiter zu verlängern. meine ärztin hat im april symptome eines akuten burnouts diagnostiziert und möchte mich lieber heute als morgen krankschreiben. weder die kolleginnen noch die vorgesetzten aber haben etwas davon, wenn ich immer wieder krank werde und ausfalle – ich selbst schon gleich gar nicht.

um die vereinbarten 34 wochenstunden ohne krankheitsausfälle bis zum vertragsende ordentlich und in würde ableisten zu können, habe ich darum gebeten, die arbeitszeit auf vier arbeitstage legen zu dürfen, so dass in der wochenmitte ein tag frei bleibt zum luftholen. dies wurde mir von der institutsleitung erlaubt, dafür bin ich sehr dankbar.

eine weiterbeschäftigung unter den gegebenen bedingungen kommt für mich nur in frage, wenn die arbeitszeit auf zwanzig wochenstunden (und auch das arbeitspensum entsprechend) reduziert und auf drei, höchstens vier arbeitstage in der woche verteilt wird.

der dann noch niedrigere verdienst würde vom amt weiterhin auf das gesetzlich garantierte existenzminimum aufgestockt, so dass meine finanzielle situation sich kaum verändert, gleich ob ich 20 oder 34 stunden in der woche arbeite. der unterschied zur vollen arbeitslosigkeit beträgt in keinem fall wesentlich mehr als die zuverdienst-differenz eines ein-euro-jobs (maximal 160 euro monatlich) zu „nur-hartz-vier“.

der derzeitige stand der verhandlungen: eine verkürzung meiner arbeitszeit ist aufgrund der stellenstruktur (und dem wegen sparmaßnahmen drohenden verlust der restlichen stunden für die hochschule) nicht möglich.

weil mein entschluss ziemlich kurzfristig und sehr radikal ist, habe ich meinen vorgesetzten angeboten, bis zum ende des semesters zu bleiben und auf halber stelle zumindest das nötigste zu erledigen, so dass mehr zeit bleibt, eine geeignete nachfolgerin für mich zu finden – und nicht mein weggang zusätzlichen stress für die anderen sekretärinnen bedeutet, die ja ohnehin schon genug zu buckeln haben und meine aufgaben dann auch noch mit übernehmen müssten.

das entscheidende kriterium für meinen aufhör-entschluss war dieser eine augenblick, als ich mir erlaubte, mir einmal ganz intensiv vorzustellen, wie sich das anfühlt, wenn ich dort schon bald nicht mehr hin müsste: ein einziges aufatmen und lockerlassen ging durch meinen körper, meine seele konnte wieder lächeln – große linderung!

nun werde ich also die kommenden drei monate durchhalten irgendwie, freue mich auf die zeit ‚danach‘ - und habe gleichzeitig große angst davor, wieder zurück zu müssen in diese demütigende mühle von „hartz4-und-sonst-gar-nichts“.

aber vorher kommt ja noch die reha im sommer. yesss!


PS.
[aktualisiert juni 2013]
dringend wichtig, fast vergessen: es gibt bundesweit verschiedene initiativen, die sich für eine leistungsgerechte(re) bezahlung von hochschulsekretärinnen einsetzen. diese sind teilweise von ver.di, teils hochschulintern organisiert.
die umfassendsten information habe ich bei der Heidelberger Sekretärinnen Initiative Excellent gefunden. reinschauen lohnt sich!
da ist also einiges im gange, zumindest was die bezahlung angeht.



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