Achtung. Achtung. Achtung.
Wir sind umgezogen!

Januar 2021

Das Büro für besondere Maßnahmen ist ab sofort erreichbar auf mojour.de

Nach und nach werden alte Beiträge – ggf. aktualisiert und überarbeitet – dorthin umziehen. Bitte folgen ... :-)

Montag, 23. Dezember 2013

Schneerosen

Die Rosenworte zum Montag ...

... widme ich heute all denen, die - wie ich - in der rosenlosen Zeit des Jahres auf die Welt kamen und als erstes im Leben nicht das Licht, sondern die Dunkelheit der Welt erblickten.

Schneerose (Helleborus niger)

Wie Schneerosen, die von Anfang an der Kälte dieser Welt trotzen. Wir selbst sind das Leuchten in der Dunkelheit des Winters, im Sommer 'Immergrün'.

Schneerosen halten aus und durch. Auch wenn die Knaben daher kommen, das Röslein zu "brechen". Wir treiben einfach neue Blüten.

Helen Schneider, die heute Geburtstag hat, sang das Röslein 1978 bei Alfred Biolek:



Seid gut zu Euch!

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Mittwoch, 18. Dezember 2013

Jahreszitat 2014 – die Gewinnerin!

Vor ein paar Tagen habe ich mein Thema für das kommende Jahr bereits vorgestellt:

"Some of the most wonderful people 
are the ones who don't fit into boxes."*

Dieses Zitat von Tori Amos soll 2014 der Leitgedanke im Büro für besondere Maßnahmen sein. Und wie immer, habe ich mir auch in diesem Jahr etwas dabei gedacht:

Es ist ein menschliches Bedürfnis, Dinge zu betrachten, einzuordnen und abzulegen. In Schränken, Schachteln, Schubladen, Kisten, Boxen. Das kann das Leben erleichtern, es kann bisweilen lebensnotwendig sein – unser Gehirn macht es sogar automatisch, ohne dass wir uns explizit entscheiden müssen. Auch ich bin dagegen nicht gefeit.

Passt in keine Schublade: das BfbM

Trotzdem: Ich möchte es mir nicht zu einfach machen. Schubladendenken ist nicht nur bequem, es kann auch sehr respektlos sein. Es macht schon Arbeit, jederzeit – mit allen Sinnen – allen Dingen gegenüber, vor allem aber mit allen Menschen acht- und aufmerksam zu sein und genau hinzuschauen, ob sie oder er oder es sich in irgendeiner Hinsicht verändert hat.

Es verändert sich ständig etwas. Immer. Auch wenn etwas oder jemand schon längst in einer Schublade steckt, verändert sie oder er oder es sich trotzdem. Ständig. Things change. Das liegt in ihrer Natur. Die einen schneller, anderes langsamer. Manches nur um Nuancen, anderes revolutionär (Das Wort revolutionär benutze ich hier im originären Sinne von „umwälzen, sich drehen, erneuern, auf den Kopf stellen“).

*Einige der wunderbarsten Menschen sind diejenigen, 
die nicht in Schubladen passen.

Mein Leben lang wurde ich von ignoranten Mitmenschen, denen ihre persönliche Bequemlichkeit über ein respektvolles Miteinander geht, in unpassende Schubladen gesteckt. Ich habe sehr viel Energie und Mühen darauf verwendet, aus den Schubladen wieder herauszukommen. Weil deren Schubladen nicht meine waren, weil ich mich darin nicht wohl fühlte, weil ich an allen Seiten überquoll und weil es höllisch wehtat und mich verletzte, wenn die Schublade geschlossen werden sollte: Ich musste mich sehr verengen und ganze Teile von mir abschneiden, um auch nur ansatzweise darin Platz zu finden. Ich hatte Angst, dass die einengenden Schubladen auf mich abfärben könnten. Und ich hatte Angst, darin zu ersticken.

Mein Leben lang bin ich aber auch immer wieder ganz wunderbaren Menschen begegnet, denen es ebenso erging und ergeht wie mir. Das sind Begegnungen, von denen ich mich so sehr beschenkt fühle, dass nicht mal eine Schublade voll Diamanten für jede einzelne miteinander verlebte Sekunde das jemals aufwiegen könnte.

Mein Jahreszitat für 2014 ist ein großes Dankeschön an all die wunderbaren schubladenlosen, schubladenfreien und schubladenbefreiten Menschen, die zu meinem Leben gehören, meine Wege begleiten, mein Herz beschenken und meinen Alltag bereichern.

Ich liebe Euch!

Wir sind die „Nicht-in-Schubladen-Passenden“ - zumindest nicht in die konventionell vorgesehenen oder erlaubten. Wenn wir uns dennoch mal in eine stecken (lassen), dann nicht für lange Zeit. Wir hüpfen mal in diese, schlüpfen mal in jene Lade, hopsen gleich wieder heraus oder bleiben mal ein bißchen länger drin liegen, um uns auszuruhen – aber nur ungern zweimal in dieselbe. Immer weiter, ladenlos!

Egal was wir tun – es ist immer unsere freie Entscheidung. Im allgemeinen kommen wir aufs Prächtigste ohne Schubladen oder Etiketten aus.

Das ist gut so und das soll auch so bleiben.

Den kleinen Wettbewerb der vergangenen Woche hat Regenfrau gewonnen. Mit ihrem hinreißenden Argument, dass schlecht auf Bäume klettern kann, wer eine Schublade in der Hand hält, zaubert sie mir ein beständiges Lächeln auf die Lippen.

So isses.

Liebe Regenfrau, das exklusive Schreibgerät aus dem Büro für besondere Maßnahmen ist auf dem Weg zu dir!

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Dienstag, 17. Dezember 2013

#dailyvanish: Wendetoaster und Uhrenradio

Ganz selten einmal beteilige ich mich an sogenannten „Blogparaden“. Genau genommen erst einmal. Das waren im März meine „sweet thoughts“ -  ­ bei Sabienes Blogparade „Mahlzeit – zuckersüß“.

Bei einer Blogparade denkt sich ein/E BloggerIn ein Thema aus, macht's bekannt und hofft darauf, dass sich möglichst viele andere AutorInnen gleichzeitig aus verschiedenen Perspektiven mit dem selben Thema beschäftigen. Das kann dann zu ganz wunderbaren Synergie-Effekten und den schönsten Überraschungen führen.

Ich bin ja nun nicht so das Herdentier, aber die Blogparade #Dailyvanish – Dinge, die aus unserem Alltag verschwinden auf dem Blog 'Museum & Social Web' des Museumshelden Sebastian Hartmann schwirrt mir schon seit Wochen im Kopf herum.

Es schwirren nicht nur die Gedanken dazu in meinem Kopf, sondern auch ein paar der gemeinten Dinge bei mir im Haus herum: Solche altmodischen, etwas umständlich (gewordenen) Gegenstände eben, die aus anderer Leuts' Alltagen längst verschwunden sind …

Früher waren sie vielleicht mal „le dernier cri“, die „must haves“ meiner Jugend oder auch technisches Handwerkszeug aus den Anfängen meiner Zeit als Rundfunkredakteurin – inzwischen wurde vieles davon ersetzt durch Schnelleres, Kleineres, Größeres, Pflegeleichteres, Lauteres, Effektiveres usw. – aber eben nicht alles.

Da wäre zum einen mein unkaputtbarer Wendetoaster aus Edelstahl – von Rowenta, Modell E5214 -, der seit mehr als 53 Jahren seinen Dienst tut.

Wendetoaster Rowenta E5214, Edelstahl

Kurz Luft holen: Der ist älter als ich! Wahrscheinlich kriegte der heutzutage kein TÜV-Siegel mehr, denn er ist höllisch brandgefährlich! Hier habe ich ihn bereits angemessen gewürdigt. Der Text ist unverändert aktuell.

Dann wäre da noch das kleine Uhrenradio mit Cassettenlaufwerk von Sony. In Türkispetrolblau, typisch frühe 90er-Jahre, Modell CFT-1. Das Gerät war auch erhältlich in einem dunklen Orange schon damals im „Retro-Look“ – todschick! Nicht „My First Sony“. Das war natürlich ein Walkmann 1981! Aber vielleicht mein drittes oder viertes Gerät. Der geniale Werbespruch dazu war damals „It's not a trick, it's a Sony“.

Sony Radio Cassette Player CFT-1

Echt ein tolles Ding! Ein Foto der Vorderseite findet ihr hier. Es funktioniert wahlweise mit Strom oder mit Batterie bzw. Akku, kann die Zeit anzeigen und weckt – auf Wunsch mit freundlichem Piepston oder mit Radio oder Wunschmusik von MC (der damals noch üblichen MusiCasstte oder CompactCassette).

Außerdem hatte es eine ausziehbare Teleskop-Antenne für besseren Radioempfang. Yeah. Das war damals krass cool. Kabelempfang oder Internetradio hatten wir nämlich noch nicht. Ich war Anfang 30. Der blaue Sony funktioniert bis heute und steht inzwischen in meinem Badezimmer. Ich freue mich jeden Morgen darüber. Weil es so schön ist.

Als drittes Beispiel für die bei mir noch lebendigen #dailyvanish möchte ich meine Kaffeefilter nennen.

Melitta Kaffeefilter 102, Porzellan

Von Melitta natürlich – die Klassiker. In verschiedenen Größen, mit dazu passendem Filterpapier. Je nachdem, ob ich den Kaffee alleine trinke oder ob Besuch kommt. Ich benutze sie zwar nur selten, weil mir Filterkaffee nicht schmeckt und ich meinen täglichen Milchkaffee immer und nur mit der italienischen Caffetiera zubereite. Aber hin und wieder kommt einer der beiden Filter dann doch noch zum Einsatz. Wenn's mal schneller gehen muss. Oder wenn mir mal nostalgisch zumute ist.

Manchmal, wenn alte Dinge kaputt gehen, repariere ich sie. Ich hänge dran, irgendwie. Kann ich sie nicht reparieren oder reparieren lassen, dann übergebe ich sie der Müllverwertung. In einem kleinen Ritual, mit dem ich mich bei dem Gegenstand für langjähriges Funktionieren, für treue Lebensbegleitung und -erleichterung bedanke.

Zu dem Ritual gehört inzwischen auch, dass ich ein Abschiedsfoto von jedem Gegenstand mache, der mich verlässt. Damit ich auch später mal noch weiß, was und wer einst zu meinem Alltag gehörte. Das erleichtert mir das Loslassen sehr.

Den Dateiordner, in dem ich diese Bilder aufbewahre, werde ich nun umbenennen. In „dailyvanish“ - für all die Dinge, die aus meinem Alltag verschwunden sind. Danke sehr, lieber Sebastian Hartmann, für dieses schöne Wort.

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Montag, 16. Dezember 2013

Jane Austen

- Rosenworte zum Montag - 

Der 16. Dezember ist der Geburtstag der englischen Schriftstellerin Jane Austen (*1775 - 1817). 

Die historische Gallica Rose
"Jenny Duval" (18./19. Jhdt.)



Ihre Werke - wie z. B. "Emma", "Stolz und Vorteil", "Sinn und Sinnlichkeit"- gehören zu den Klassikern der Weltliteratur, werden bis heute gelesen und wurden erfolgreich verfilmt.

Jane Austen war gesellschaftskritisch und - ihrer Zeit weit voraus - feministisch ("Unverheiratete Frauen haben eine schreckliche Neigung dazu, arm zu sein"). Ihre Gedanken haben bis heute nichts an Aktualität verloren. Ab 2017 - dem Jahr ihres 200. Geburtstags - soll ihr Portrait auf der englischen 10-Pfund-Note erscheinen.

Sie liebte aber auch die Rosen, hegte sie in Ihrem Garten - und widmete Ihnen verschiedene Verse, die sich allesamt auf das Wort "Rose" reimen (ein genüßlicher Nonsens, nachzulesen bei Pemberley).

Auch die heutigen Rosenworte kurz vor Weihnachten stammen aus Jane Austens Feder:

"Rücksicht auf die Verwandten ist die Wurzel
allen weihnachtlichen Unglücks."

Habt glückliche Vorweihnachts- und Weihnachtstage!
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Donnerstag, 12. Dezember 2013

Most wonderful people

Keine drei Wochen mehr, und Zwanzigdreizehn ist vollbracht.

Zwischen Barbarazweigen und Santa Lucia habe ich ein bißchen Zeit, um über mein Thema für das kommende Jahr nachzudenken.

Schon wieder ein Neues, obwohl ich das diesjährige noch gar nicht erfüllt habe? Ich bin das ganze Jahr über noch auf keinen einzigen Baum geklettert!

Die bisher einzige Unternehmug in 2013, die auch nur ansatzweise in diese Richtung ging, war, dass ich mich in ein exclusives All-Inclusive-Luxushotel, in dem ich nicht Gast war, eingeschlichen habe, um zwei Eis am Stiel vom Buffet abzuziehen – eines für mich und eines für meine Begleitung.

Das war mit Abstand das leckerste Magnum des Jahres!

Damit ich mir nicht selbst die Möglichkeit nehme, auf Bäume zu klettern so oft ich will, habe ich beschlossen, dass das Jahreszitat 2014 eine Art Verlängerung von 2013 wird – ich kann halt auch so schwer aus meiner Haut ….

Es wird erweitert um die wunderbare Erfahrung, dass es mir selbst an ganz unerwarteten Orten meist gelingt, ganz wunderbaren frechen Frauen und anderen Menschen zu begegnen. Solche, mit denen ich dann auf Bäume klettern möchte oder für die ich ein Langnese Eiskrem stibitze:

Some of the most wonderful people 
are the ones who don't fit into boxes.*

Das Zitat wird Tori Amos zugeschrieben. Ich habe lange gesucht, aber nicht herausfinden können, an welcher Stelle sie es erstmals sagt oder singt oder schreibt. Vielleicht kann ja eineR von euch mir auf die Sprünge helfen?


Es gibt auch wieder einmal etwas zu gewinnen: Diesmal einen schicken, wunderbar fließend schreibenden Kugelschreiber mit der Augen-Rosen-Katze und dem Jahreszitat 2014 aus dem Büro für besondere Maßnahmen.

Ihr könnt an der Verlosung teilnehmen, indem ihr unter diesen Beitrag einen Kommentar postet zum Thema „Schublade“. Es ist nicht notwendig, das Rätsel zu lösen (wäre aber toll, wenn das jemandem gelingt)!

Einsendeschluss ist Dienstag, der 17. Dezember um 23:59 Uhr. Bekanntgabe der GewinnerIn erfolgt am nächsten Mittwoch, also am 18. Dezember 2013. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

– und, ja! Dieser Kugelschreiber ist ein exklusives, speziell für diesen Anlass angefertigtes Einzelstück – ein kleines Danke an all meine treuen und sporadischen, zufälligen und absichtlichen LeserInnen!

Viel Glück und viel Spaß!


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Einige der wunderbarsten Menschen sind diejenigen, die nicht in Schubladen passen.



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Dienstag, 10. Dezember 2013

Sprachengewirr

Meine erste – nicht von Erziehungsberechtigten begleitete – Auslandsreise war eine Radtour mit FreundInnen in die benachbarten Niederlande. Damals war ich 15, und ich merkte schnell, wie nützlich und hilfreich es sein kann, die Sprache des jeweiligen Gastlandes zumindest im Grundwortschatz zu kennen.

Theather Restaurant am Amphitheater, Side (TR)

In der Schule hatte ich bis dahin Englisch und Latein kennengelernt, Italienisch und Französisch sollten nach den Sommerferien dazukommen.

Niederländisch hat niemals auf meinem Stundenplan gestanden, ich bin im Rheinland aufgewachsen, verstehe es irgendwie, wenn auch nicht zu 100 Prozent. Dass „irgendwie verstehen“ nicht ausreicht, wurde klar, als wir auf der Radtour plötzlich ganz dringend ein Teesieb benötigten.

In welchem Laden auch immer wir danach fragten, wurde uns immer nur duftige Teeseife angeboten. Es dauerte ziemlich lange, bis wir eine Ladenbesitzerin fanden, die genug Deutsch konnte, um uns neben der theezeep auch ein theezeefje zu zeigen. Wir waren glücklich und um eine fahrradtourüberlebenswichtige Niederländisch-Vokabel reicher.

Im Jahr darauf besuchte ich in den Sommerferien eine Brieffreundin in Südwest-Frankreich. Stolz wollte ich meiner Gastfamilie auf der Landkarte zeigen, auf welcher Route ich gereist war. Prompt vermischte ich die Vokabeln meiner bisher gelernten Sprachen: Verbuchselte das englische “travel” mit dem französischen “voyager” zu “travailler” und hatte plötzlich schon an erstaunlich vielen Bahnhöfen “gearbeitet” – im zarten Alter von 16 Jahren und sehr zur Verwunderung meiner Gasteltern.

Weitere Länder, weitere Sprachen folgten: Ich lernte Türkisch und Thai, Japanisch und Spanisch, ein bisschen Griechisch und ein bisschen Malaiisch. Wo immer ich unterwegs war, wollte ich die Menschen nicht nur verstehen, sondern auch selbst verstanden werden.

“Verstanden-werden-wollen” ist mir ein großes Bedürfnis seit meiner Kindheit. Ich dachte immer, es liegt an mir, wenn meine Eltern nicht wussten, was ich meinte; wenn sie mit mir Dinge taten, die ich nicht wollte. Mein Deutsch war für sie scheinbar nicht deutlich genug. Also erfand ich neue Wörter, quasi aus Notwehr. Das fanden sie sehr erheiternd. Besser verstanden fühlte ich mich nicht.

Die vielen Vokabeln, das Sprachgewirr in meinem Kopf führte immer wieder zu lustigen, seltsamen und befremdlichen Situationen.

Sehr gelacht habe ich mit MariVi in Andalusien. Bei ihr lernte ich Anfang der 90er Jahre Spanisch intensiv in drei Wochen. Als ich ihr in der zweiten Woche eine Geschichte erzählte, sah sie mich nur verständnislos an, schüttelte den Kopf: Ich hatte zwar eine perfekte spanische Grammatik verinnerlicht, mangels gelernter spanischer Vokabeln aber meinen italienischen und japanischen Wortschatz eingesetzt. Unbewusst.

Ich lernte, die verschiedenen Wörter in ihren kultursprachlichen Kisten zu lassen, büffelte mehr Vokabeln. Vor dem Rückflug am Aeropuerto in Malaga kam ich in die ungewöhnliche Situation, als deutsche Touristin spanisch-japanisch zu dolmetschen:

Ein spanisches und ein japanisches Ehepaar konnten zwar genug Englisch, um sich gegenseitig zu besuchen und ein paar freundlich-oberflächliche Tage miteinander zu verbringen. Als jedoch die Japanerin zum Schluss die Spanierin fragte, ob sie ihr zum Dank etwas aus Japan schicken dürfe, ob sie einen Wunsch habe und die Spanierin erfreut antwortete, dass sie einen Kimono ganz toll fände – da drohte der Besuch in einer Krise zu enden.

Ein Kimono ist in Japan ein kostbares Kleidungsstück und kann leicht den Preis eines Kleinwagens übersteigen. Gemeint hatte die Spanierin jedoch einen Yukata – ein leichtes Sommergewand aus Baumwolle, das sie im Haus als Morgenmantel tragen wollte.

Die Japanerin bot ihr also immer wieder einen Yukata an, die Spanierin aber, da sie das Wort nicht kannte, bestand auf einem Kimono. So viel Geld hatte die Japanerin für ein „Dankeschön“ nicht ausgeben wollen, wagte aber aus Höflichkeit nicht, den Wunsch abzulehnen.

Nun, ich hörte mir das etwas hilflose Hin und Her eine Weile an: Ich saß ja direkt daneben und konnte gar nicht anders, als jedes Wort nicht nur zu hören, sondern auch zu verstehen.

Für die Spanier und die Japaner war ich eine hellhäutige, nordeuropäische Touristin, von der man keine internationalen Sprachkenntnisse erwartete und die man nicht weiter beachtete. Schließlich aber sprang ich dann doch ein, löste die Situation auf. Nach einem ersten ungläubigen Erstaunen wurde es noch richtig nett im spanisch-japanisch-deutsch-englischen Dialog.

Das freut mich immer wieder sehr, wenn ich mit meinem sprachlichen Talent nicht nur zur allgemeinen Erheiterung, sondern sogar zur Völkerverständigung beitragen kann.

Mit den Jahren aber habe ich gemerkt, dass es gar nicht immer an den (Fremd-)Sprachkenntnissen liegt, ob ich verstanden werde oder nicht. Ganz oft ist es einfach (m)eine andere, vielleicht feinere Wahrnehmung, sind es diffizile und subtile Gedankengänge, die ich anderen nur schwer vermitteln kann.

Ein Erfahrungsaustausch in welcher Sprache auch immer ist sehr schwierig bis unmöglich, wenn für die Erfahrungen und Wahrnehmungen der anderen keine eigenen Antennen vorhanden sind.

Mittlerweile erlaube ich mir dann, ein Gespräch auch mal oberflächlich dahinplätschern zu lassen, wenn ich gerade die Kraft dazu habe. Oder zu beenden, wenn es mir zu anstrengend wird. Es muss nicht jede meine Geheimnisse wissen.

So habe ich auch irgendwann aufgehört, die Sprache jedes Landes lernen zu wollen, in das ich reise. Inzwischen freue ich mich sogar darüber und kann es unendlich genießen, mitten in einem mir unverständlichen Gebrabbel zu sitzen. Wenn ich die Belanglosigkeiten der anderen nicht verstehen muss, finde ich das sehr erholsam und kann ganz wunderbar meinen eigenen Gedanken nachhängen.

So wie neulich im Auslandsurlaub: Nix ist schlimmer, als sich schon zum Frühstück vom Nachbartisch her plappernde Ruhrpottweisheiten anhören zu müssen oder sparsam-schwäbisches Gemeckere, dass es dieses oder jenes doch woanders besser und obendrein billiger gäbe. Ich will auch deren Geheimnisse gar nicht wissen! Solcherlei belastet mich, und ich halte mich möglichst fern.

Wie erholsam hingegen, in einem Café zwischen plaudernden Einheimischen zu sitzen, nicht mal Bahnhof zu verstehen außer dem freundlichen Lächeln des Kellners - und in aller Ruhe diese Geschichte zu schreiben.

Montag, 2. Dezember 2013

Sappho

- Rosenworte zum Montag -

Sappho, geboren um 612 vor unserer Zeitrechnung, war die früheste Dichterin der griechischen Antike, und der/die Erste überhaupt, die das Wort "Ich" in ihren Werken benutzte. Somit gilt Sappho - sprich: [ßapfò] - als die Begründerin der 'modernen' Lyrik.

Ihre wenigen erhaltenen Werke sind von einzigartig klarer Schönheit, seit Jahrzehnten beflügeln ihre Worte meinen Alltag.

Rose vor antiker Mauer, Pamphylien

Sappho war auch die erste, die die Rose "Königin aller Blumen" nannte:

Es erröten wie die Mädchen nun die Hecken, seht nur hin,
Oh die Rose, ach, die Rose ist der Blumen Königin!
Rosen beschatten alle Hänge;
traumlos rieselt der Schlaf von ihren bebenden Blättern.
Wenn Zeus den Blumen eine Königin geben wollte,
müßte die Rose diese Krone tragen.*

Wenn das auch eher eine Poesie für den frühen Sommer sein mag, mir ist heut sehr danach, mir das Novembergrau da draußen mit rosigen Gedanken etwas erträglicher zu machen.

Traumlos rieselt mein Winterschlaf ... ach wenn das doch möglich wäre! Ich würde erst wieder erwachen wollen, wenn die Rosen neue Knospen treiben, und nicht nur in meiner Erinnerung zärtlich duften!

* zitiert nach: Welt der Rosen


ps.
... ach, fast vergessen:
Ich wünsche der geneigten Leserschaft eine königlich rosenduftige Woche - zumindest in Gedanken!

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